Pastorale Abenteur in Bolivien- Rupertusblatt Artikel

Eine Gute Zusammenfassung unserer Arbeit in Bolivien in der Salzburger Kirchenzeitung Rupertusblatt: Pastorale Abenteur in Bolivien: Wie soll ich mein Kind gut ernähren

Mittwoch, 5. März 2008

Ministranten haben Angst

Wie also kommt es so weit, das sich ein Gruppe junger Ministraten und ein Austriaco sich vor Angst in diese Kapelle einsperren und dann auch noch den Schluessel abbrechen?

Wir haben einen Paseo gemacht, einen Ausflug, zu Santa Maria del Camino. Ein trueber Tag, regen und viel Wind. Wir waren aber guter Dinge und der Hinweg war schon sehr lustig. Wir haben unsere Hymne gesunge (Vamos, vamos, vamos...) und sind die rote Erdstrasse runtergetanzt.
Alles dabei, was Junge Bolivianer brauchen um gluecklich zu sein (E-Sprite und chupetes, Lutscher). Dann in Santa Maria del Camino sind wir in die Kirche gegangen. Die Kapelle hat rundherum grosse Holztore, sie waren aber alle geschlossen. Wir sind durch die Sakristei hinein. Da waren wir also in der Kapelle. Fast keine Fenster, nur kleine Bullaugen ueber den grossen, geschlossenen Toren.

Ich habe gerade eine kleine Katechese begonnen, der Wind hat gepfiffen. Uebers Dach, durch die Spalten in den Toren. “Da hat eine Frau geschrien” hat einer der Ministranten ausgerufen, “Ja, da hat eine Frau geschrien” die anderen. “Nein, das ist nur der Wind”—“Nein ganz sicher eine Frau, die hat geschrien, was ist los”. Da haben die Ministranten schon ein mulmiges gefuehl gehabt.
Fuenf Minuten angespannt Katechese, eine Windboe. Ein Ministrant: “Die Polizei, hoert ihr das, die Polizei verfolgt ein Auto, das faehrt so schnell und kommt genau auf die Kapelle zu, hilfe, die kommen zu uns die Verbrecher, ganz sicher, ganz sicher.”—“Freunde, das ist nur der Win..”—“Nein ganz sicher, bitte, bitte, bittte, gehn wir raus, sperren wir zu, bitte, bitte”.

Das interessante ist nun, dass auch wenn man weis dass es der Wind ist, wenn ein Paar Kinder wirklich Angst haben, das spuert man so, also ich muss zugeben, ich hab da auch ein bischen Angst gehabt. Ganz grau ist es, der Wind pfeift, bin in einem abgeschlossenen Raum im Bolivianischen Tiefland auf einem kleinen Huegel vor einer kleinen Stadt in einem riesigen Wald, ja ich hab auch ein bischen Angst gehabt.
Ich hab uns eingesperrt in der Kirche. Wir haben gebetet. So andaechtig hab ich die Ministranten noch nie gesehen. Nach ein paar gebeten haben wir es nicht mehr ausgehalten. “Gehn wir raus, gehn wir heim, bitte!” Ich geh also zur Tuer und will aufsperren, und dreh den Schluessel, und er bewegt sich nicht, und ich dreh ein bischen fester und noch immer tut sich nichts und...er bricht ab im Schloss. “Was machen wir, wahhh, was machen wir, bitte, bitte, was machen wir”. Ich hab aber ganz scharf nachgedacht und eine sehr scharfsinnige Loesung gefunden. Drei Seiten der Kapelle sind ja Tore, so sind wir dann raus. Die Polizei ist nicht vorbeigekommen, vielleicht hat sich der Verfolgte (fiktive) Gewalttaeter auf dem Cerro (Huegel) versteckt hier ganz in der Naehe. Einer von den Ministranten hat dann Andres geholt mit Ersatzschluessel und wir sind gut heimgekommen. Und sich gemeinsam zu fuerchten verbindet ja ungemein. Wir sind jetzt gute Freunde, die Minis und ich.

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