Pastorale Abenteur in Bolivien- Rupertusblatt Artikel

Eine Gute Zusammenfassung unserer Arbeit in Bolivien in der Salzburger Kirchenzeitung Rupertusblatt: Pastorale Abenteur in Bolivien: Wie soll ich mein Kind gut ernähren

Donnerstag, 6. März 2008

IV.Die schraegste Stadt der Welt, La Paz, Hochhaeuser fuer Tote

Nach drei Naechten in Cochabamba bin ich weitergefahren nach La Paz. Rauf auf den Alti Plano, eine sehr karge, trockene und windige Hochebene. Nach einigen Stunden fahrt durch diese faszinierend leere Landschaft erblickt man El Alto. Eine arme, uninteressante, grosse Stadt, vor allem Flach, auch nicht schoener oder schiacher als Santa Cruz. denkt man. Und dann ploetzlich faellt die Hochebene 500 Meter steil ab. Und die Haenge sind voll mit kleinen Haeusern, mit Zehntausenden, so weit das Auge reicht. Das ist La Paz. Eine Verrueckte Stadt. Die hoechstgelegenste Millionenstadt der Welt.
Ich hatte das Glueck in dem schoenen Konvent San Francisco mit seiner gewaltigen Barockkirche (anders als das Jesuitenbarock) zu bleiben, dem wahren Zentrum von La Paz. Vor mir ein Platz immer voll mit Menschen, hinter mir die beruehmtesten Strassen der Stadt, Sagarnaga, die Strasse fuer Kunsthandwerk, alte Stoffe Cafes etc, und die Calle Lineares ( auch Calle de las Brujas, die „Hexenstrasse“ genantn), wo alte Frauen unter anderem die schon in meinem Weihnachtsgruss erwaehnten Lamaembryos verkaufen. In La Paz geht man immer bergauf oder bergab. Besonders aber dann, wenn man wie ich zufuss von El Alto nach La Paz hinab steigt.
Am Sonntag ist in El Alto ein riesiger Markt, da wollte ich hin. Wie immer in den Staedten hier hab ich mir ein Mikro gestoppt, und in dem restlos ueberfuellten Kleinbus bin ich hinaufgefahren. Der Markt war beeindrucken. Nicht wegen der ausnahmslos billigen und zweitklassigen Wahren, billige Kleidung, Videos und CDs, Essen, Haushaltswaren wie zB die fuer die echten Colla Frauen obligatorischen Kochschuerzen die sie immer ueber ihren grellen Polysterkleidern tragen, sondern wegen den vielen Leuten, den vielen Farben, der schoenen Aussicht, der duennen Luft. Die Stimmung war eigenartig und einzigartig. Noch interessanter war dann der Abstieg. Endlose Stufen durch Armenviertel, immer mit herrlicher Aussicht.

Dann kommt man zum Hauptfriedhof, wahrlich einer der surrealistischten Plaetze, die ich in meinem Leben gesehen habe. Die Leichen werden nicht eingegraben, sondern in Betonnischen gelegt. Und zwar in richtigen Haeusern, ja mehrstoeckigen, Hohen Haeusern, mit Hunderten Totennischen. Das ist wie das Negativ einer alten christlichen Katakombe aus Rom, eine Katakombe die nach oben gestuelpt wurde. Wie ein ganzes Stadtviertel nur fuer Tote.

Und vor dem Friedhof beginnt dann weider ein grosser Markt, der sich Kilometer lang dahinzieht. Wer all diese Dinge kauft ist mir ein Raetzel. Es gibt wohl 1 Million Bolivianer die kleine Staende haben und noch eine Million die mit kleinen Wagen durch die Stadt fahren um ihre gekochten und gemachten Dinge zu verkaufen. Dann gibt es sicher eine Million Taxifahrer bzw. Mototaxifahrer, und eine Million Bolivianer die aus den Taxis die Ziele ausrufen, in einer unglaublichen Geschwindigkeit rappen sie die Ziele herunter. Wieviele Kinder es gibt, die Haendl oder Bananan auf Stecken zu den Busfenstern halten kann ich nicht sicher sagen, sehr viele jedenfalls.
Allerdings gibt es sehr wenige Bolivianer, die ein geregeltes und sicheres einkommen haben.

Am naechsten Tag bin ich in die Yungas gefahren, in die Berg und Nebelwaelder. Und zwar mit dem Fahhrad, auf dem beruehmten „Camino de la Muerte“, der gefaehrlichsten Strasse der Welt. 60 km, ueber 3000 Hoehenmeter Bergab, vom Schnee auf 5000 m auf unter 2000m! Einen grossen Teil davon auf einer nur wenige Meter breiten Schotterstrasse mit Hundert Meter freien Fall auf der Seite. Aber fuer Busse ist es noch viel gefaehrlicher als fuer Fahhraeder. In einer Kurve steht ein Kreuz mit Hundert Namen. Sehr auffregend, und sehr schoen, mit unglaublichen Aussichten. Fuer den Gefaerhlichsten Strassenabschnitt hat man die Fahrseite geaendert hat. Faehrt man Bergab, muss man links immer an der Aussenkante entlang fahren.

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