Pastorale Abenteur in Bolivien- Rupertusblatt Artikel

Eine Gute Zusammenfassung unserer Arbeit in Bolivien in der Salzburger Kirchenzeitung Rupertusblatt: Pastorale Abenteur in Bolivien: Wie soll ich mein Kind gut ernähren

Donnerstag, 17. Juli 2008

Wie eine Heldin aus der Vorzeit

Maria Tomicha, Maria Edina und Ruben

Als ich vorgestern Dina um 11:30 nachhause brachte, da dachte ich mir: jetzt koenntest du doch wieder einmal Doña Maria Tomicha und ihre behinderte Tochter Maria Edina besuchen. Aber nein, ich hatte ja meine Gitarre nicht dabei, und Edina will immer singen, ich besuch sie ein anderes mal.
Maria und ihre Toechter waren die ersten in Bolivien, zu denen ich mich innerlich tief verbunden und fuer die ich mich verantwortlich gefuehlt habe. Einer der ersten pastoralen Besuche fuehrte uns in den hintersten Winkel des Barrios San Antonio zu Maria, ihren Toechtern Maria Edina und Karin und ihrem Enkel Claudia, die sie gemeinsam mit ihren Kindern aufgezogen hat. Maria Edina, 23, hat seit Geburt an Epileptische anfaelle und ist geistig und koerperlich ein kleines Kind geblieben. Als ich sie das erste mal besuchte war sie gerade gestuerzt, ihre Stirn hat geblutet und sie hat bitterlich geweint. Wir wollte sie troesten, aber erst als ich auf der Geige zu spielen begann verwandelte sich ihr grosses weinen in ein kleines laecheln. La Cucaracha gefiel ihr schon, bei Stille Nacht begann sie “Noche de Paz” zu singen und war gluecklich. Sie tut sich schwer beim reden, aber die Lieder kennt sie fast alle ausewendig aus dem Radio Juan XXIII. Als Maria Edina beruhigt war, begannen wir mit der Mutter zu reden. Seit acht Jahre schon war sie schwer krank, vor allem mit dem Herz hatte sie Probleme, einen grossen Tumor glaube ich neben dem Herzen. 53 Jahre alt, sehr duenn, und schwach, aber schoene Augen, tiefe Augen und viel Guete in ihrer ganzen Ausstrahlung. Von da an begann ich die Familie regelmaessig zu besuchen, mit Edina zu singen, einen Café zu trinken mit ihre Mutter und mit Karin, zu reden, beten und auch materielle etwas zu helfen. Maria Edina bat mich auch immer um kleine Geschenke, einen Weihnachtsstern wollte sie unbedingt, und er machte ihr dann grosse Freude . Manchmal waren auch die Brueder da. Maria hat 4 Kinder aus einer ersten Beziehung, auch der Vater von Edina und Karin hatte schon 4 Kinder. Als sie sich kennenlernten war er schon an die 40, sie ein bischen ueber zwanzig. Ein alter Mann ist er nun mit 73 Jahren. Nicht gross, duenn, recht dunkel und ein sehr interessantes Gesicht mit grossen dunklen Flecken. Er arbeitet noch immer weit weg von zuhause, kommt alle paar Wochen nach Hause.
Ich fuhr also zurueck in den Konvent, nach der Sext und Mittagessen machte ich eine halbe Stunde Siesta in der Haengematte, die ich mir in meinem Zimmer aufgespannt habe. Als ich aufwachte wollte ich meine Gitarre einpacken fuer die Besuch diesen Nachmittag in den Barrios. Doch zum ersten mal in den sieben Monaten die ich hier bin war eine Seite gerissen. Doña Maria und Edina waren dier ersten gewesen, mit denen ich gespielt und gesungen hatte.
Dina kam mir entgegen breitet ihre arme aus und sagte mir: Heute um halb zwoelf ist Maria Tomicha gestorben
Begraebniss von Maria Tomicha, im Lila Pullover Maria Edina


Von Doña Maria habe ich viel gelernt, besonders ueber den Glauben, Mut, Hoffnung, Treue und Verantwortung. Sie hat mir einmal gesagt: “Es gibt nur einen Grund dafuer dass ich noch lebe, Maria Edina braucht noch. Ich muss mich um sie kuemmern, wer kuemmert sich denn sonst um sie…”. Und sie, ein Frau gepraegt von Krankheit und Schwachheit, Armut (Die grosse Madre Angela, eine Halleiner Schulschwester, hat ihnen ein gutes Haus gebaut, vorher lebten sie unter einer Plastikplane) und Leid, sie stand so fest im Glauben und der Hoffnung.
Einige Stunden vor ihrem Hinscheiden vorgestern dem 29.April umd 11:30, ·”stand sie unter grossen schmerzen auf, kniete sich auf den nachkten Boden und neigte tief ihr Haupt. Sie hat um Vergebung gebetet, und hat um Verzeihung ihrer Suenden gebittet. Ich hab sie dann aufgehoben, sie konnte kaum noch liegen. Sie hat mir gesagt: kuemmere dich um Edina, hab Geduld mit ihr, kuemmere dich um deine kleine Schwester Karin und um Claudia. Du musst immer viel Geduld mit ihnen haben. Dann hat sie nach ihren anderen Soehnen gefragt die noch in Santa Cruz waren, in ihren letzten Worten bat sie darum, ihre Soehne noch einmal zu sehen.” erzaehlte mir ihre aelteste Tochter. Ihr letzten Gedanken galten Gott und ihrer Familie.
Am selben Abend war ich bis um 2 Uhr frueh bei der Totenwache. Mir war, als wuerde sie laecheln. Wie auf einem Heiligen Bild lag sie da, die Haende gefalten, das Bett mit Blumen und Kerzen umkraenzt, ueber dem Bett ein Grosses schwarzes Tuch und ein grosser alter Rosenkranz mit einem schoenen Kruzifix. Ein tapferer Mensch hat sein Ziel erreicht. Padre Jesus: “Así mueren los justos”, so sterben die Gerechten.

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