Pastorale Abenteur in Bolivien- Rupertusblatt Artikel

Eine Gute Zusammenfassung unserer Arbeit in Bolivien in der Salzburger Kirchenzeitung Rupertusblatt: Pastorale Abenteur in Bolivien: Wie soll ich mein Kind gut ernähren

Donnerstag, 17. Juli 2008

Ein Zweijahriger (Ver)Kaeufer

William, fast stumm, der auf der Baustelle helfen wird
Wie so ein Besuch aussehen kann am Beispiel eines Besuches letzte Woche.
Dina und ich gehen eines Vormittags durch das Barrio Santa Rosita. Dina kennt fast alle Familien und fuehrt uns ans Ziel. An dem schiefen Holzzaun mit Stacheldraht bleiben wir stehen, Dina ruft (typisch bolivianisch um herauszufinden ob jemand zuhause ist) mit weinerlich fragender Stimme “Señora”, und die hochschwangere vielleicht 30 jaehrige Juana macht uns auf. Dina ist Juana gut bekannt, und den Hermanito (Koseform von Hermano, Bruder, so nennen mich die Leute hier, oder Padrecito, von Padre, Priester. Wenn, man sie ausbessert hoert man oft: “fuer uns bist du aber ein padrecito”, man merkt, wie sehr sich die Leute nach geistlicher Fuehrung sehnen) haben sie auch schon gesehen, und so setzen wir uns auf wild zusammengenagelte Hocker in den Schatten eines kleinen Baumes.


Ich stelle mich kurz vor, in der Zwischenzeit kommen die Familienangehoerigen zusammen. Fuenf Kinder zwischen 2 und 7 und ihr Onkel mit seiner Señora. Um den Onkel dreht sich auch das erste Gespraech. Er ist von Geburt an fast stumm und leicht koerperlich behindert. Er hat geweinte, denn die Muchachos, das sind die jugendlichen, halbstarken Burschen, die auf der Strasse rumlungern, hetzen Hunde auf ihn wenn er auf die Strasse geht und auch so spielen sie ein sehr boeses Spiel mit ihm, noch dazu findet erkeine Arbeit und kann so seine Familie nicht unterstuetzen In der Zwischenzeit zupft ihr zweijaehriger Sohn an ihrem Rock. Er hat noch nichts gefruehstueck und hat soviel Hunger. Sie gibt ihm einen Boliviano, und wirklich, der Knirps zieht los und kauft sich sein eigenes Brot. “Das ist ja noch gar nichts” sagt sie als sie meine Verwunderung merkt, “Vorgestern hat er die Sirene des Altmetallhaendlers gehoert, er war allein zuhause, da hat er sich den Sack mit Dosen geschnappt und ist auf die Strasse raus um sie ihm zu verkaufen”. Ein zweijaehriger, der wegen seines Hungers Dosen verkauft und Brot einkauft, beeindrucken und sehr erschreckend.
Dann erzaehlt sie weiter. Ihr neuntes Kind wird bald auf die Welt kommen, ihr jetztiger Mann ist der Vater der letzten vier. Er kommt aber erst in zwei Wochen wieder (bei unserem naechsten Besuch eine Woche spaeter hat sie schon ein Neugeborenes im Arm, auf die Welt gekommen in einer Einzimmerholzhuette in der 10 Menschen leben).
Dina und ich haben derweil einen Entschluss gefasst. Durch einen Spendenaufruf haben wir genug Geld zusammenbekommen um fuer 4 Familien ohne Heim ein Haus zu bauen. Auf einer Baustelle werden wir den Stummen Onkel als Hilfsarbeiter anstellen, und so ist fuer mehrere Wochen ein einen guter Verdienst sicher, und zumindest fuer einige Zeit sind die Sorgen weniger. Noch eine halbe Stunde reden wir und lernen einiges ueber die Familie. Auch wir erzaehlen vieles. Dina, die selber sovieles durchgemacht hat, erzaehlt wie sehr ihr das Vertrauen auf Christus Hoffnung gegeben hat wie sie schon zum sterben bereit war. Ich erzaehle ihnen die Geschichte des heiligen Sklavenmaedchens Josefa Bakhita, von der Benedikt XVI in seiner letzten Enzyklika ueber die Hoffnung erzaehlt.

Die ganze Zeit schon schauen die Kinder ineressiert auf den Gitarrrensack, endlich nehme ich sie heraus, und spiele ihnen Johnny Cash´s “Folsom Prison” in einer sehr rockigen Version vor. Das gefaellt ihnen. Gemeinsam singen wir dann eine Reihe von Kirchenliedern die alle kennen. Dann lesen wir eine Lesung aus dem Evangelium. Diesmal lesen wir die wichtige Stelle aus Mathaeus 6: “Seht die Voegel des Himmels...”. Dann spielt der fast stumme Onkel sehr beruehrend auf seiner Floete. Wir sprechen einige Bitten und Danksagungen, beten ein Vaterunser und ein Ave Maria und dann geht es weiter.
Das schoenste an den Besuchen ist die Offenheit der Menschen. Sie nehmen uns auf, erzaehlen uns, hoeren zu, und das allerschoenste: das Wort Gottes hat fuer sie Autoritaet, sie nehmen die Bibel ernst und nehmen sie liebevoll auf.

Katechesen unter den verschiedensten Umstaenden sind ein weiterer wichtiger Teil meines Voluntariats. Oft ist es die Vorbereitung auf die Erstkommunion im Campo, oder ein Kurs fuer die Lideres Religiosas, die die Wortgottesdienste im Campo halten und die kleinen Gemeinden leiten. Getauft und glaeubig sind hier die meisten Menschen, was fehlt ist Glaubenswissen um den Glauben zu festigen. Auf unseren Besuchen bei den Familien haben wir auch gemerkt, wieviele Familien keine Bibel haben. So haben wir Bibelkurse in den Barrios begonnen. Durch Spenden aus Oesterreich konnten wir den treuen Teilnehmern auch schon eine Bibel schenken. Die Bibel zu kennen ist ueber dies der beste Schutz gegen die Halbwahrheiten und Verdrehungen die hier oft von verschiedenen Evangelikalen Christen verbreitet werden. Kennt man das Ganze, kann ein herausgepickter Vers nicht mehr so erschrecken.

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