Pastorale Abenteur in Bolivien- Rupertusblatt Artikel

Eine Gute Zusammenfassung unserer Arbeit in Bolivien in der Salzburger Kirchenzeitung Rupertusblatt: Pastorale Abenteur in Bolivien: Wie soll ich mein Kind gut ernähren

Samstag, 16. Januar 2010

Eine bolivianische Idylle.Ruben ist wieder in Bolivien

30.September 2009

Seit zwei Wochen bin ich wieder in San Ignacio. Zwei Wochen, die scheinen wie zwei Monate. Der Hauptgrund warum ich hier bin, ausser der Ignacianos wegen, ist der “Taller Santa Teresa Benedicta de la Cruz”. Eine Werkstatt fuer die aermsten hier, fuer die vielen “Madres Abandonadas”, die verlassenen Muetter mit ihren Kinder. Auf wunderbare Weise und mit der hilfe vieler wunderbarer Menschen konnte ich im letzten Jahr mehr als 20.000 Euros sammeln. Damit ist die erste Bauphase gesichert. Und wie schnell es vorangeht!

heute zB sind wir, dass sind Dina, Miguel (Michael Strohriegl, ein Voluntario aus Neumarkt der seit 4 Monaten hier ist) und ich um 6 Uhr im zur Baustelle gefahren, um beim aushub des Mauerfundaments zu helfen. Nach und nach sind dann leute eingetrudel, und bald waren da an die 40 Frauen und ein Paar Maenner, und drei Stunden lang haben wir dann gegraben, geschaufelt, die Spitzhacken haben sich in die harte, rote Erde gebort. Die arbeit, fuer die unsere 5 Maurer fast eine Woche gebraucht haetten, haben wir so in drei Stunden erledigt. Wie die Menschen hier mitmachen bei dem Projekt Taller ist sehr beruehrend, soviel Freude und Einsatz.


Nach einer langen Reise, 12 Stunden nach Sao Paulo, 12 Stunden dort am Flughafen, 3 Stunden nach Santa Cruz, eine Nach im Convent San Antonio, 12 Stunden im Bus nach San Ignacio, sind wir hier am Samstag 1. August angekommen. Wir, dass sind Regina und Florian Strohriegl aus Neumarkt und ich (auch aus Neumarkt), Sie sind gekommen um Michael, ihren Sohn und Bruder zu besuchen, und auch Sonya, Reginas Patenkind im Projekt FUC (Famili Unidas con Cristo, Familien vereint in Christus). Wie ihr wisst, bin ich gekommen um wieder mit FUC zu arbeiten. Und von der ersten Minute hier ist es voll losgegangen, Dina und ich unterwegs, von Haus zu Huette zum Buergermeisteramt zum Architekten zur Kirche zum Mercado in den Campo. Dina hat ein unglaubliches Organisations und Motivationstalent, 3,4,viele viele Dinge passieren gleichzeitig, und dabei hat man immer das gefuehl, das fuer sie jeder einzelne zaehlt. Gut das sie die Coordinadora von FUC ist.


So besteht mein leben hier aus einer sehr interssante Mischung aus Bauherr und Chaufierender Pastoral Gitarrist.

Bauherr: Material besorgen, Maurer zahlen, auf den Aemtern alle Papiere besorgen, besprechungen mit dem Architekten, hin und her fahren, und dass auch noch fuer das Haus, das Regina fuer ihr Patenkind baut.

Sonya, Reginas Patenkind, ist eine Halbweise die von ihrer Oma aufgezogen wurde. Auch ihren kleiner Bruder Rubén hat die Abuelita Asunta aufgezogen, er war damals gerade ein Paar Monate alt. Sie hat ihn “gestillt” mit ihren 60 oder so Jahren. Damit er den Betrug nicht bemerkt, hat sie Tuecher mit Tee und Milch getraenkt und zu ihrer Brust gehalten, der kleine Rubén hat es nicht mitbekommen,...zumindest hat er “gute Miene zum Boesen Spiel” gemacht. Uebrigens sprechen hier die meisten Leute Rubén ungefaehr so aus: Schrubem, ich glaube das ist schon der Portugiesische einfluss.


Chaufierender Pastoral Gitarrist: Zwischen den besorgungen und Anstrengungen fuer den Taller geht es richtig rund. Heute zB haben wir schnell ein junges Maedchen das seit zwei Monaten, nach der Geburt ihres ersten Kindes hat sie sehr viel Blut verloren, unter schwacheanfaelle und halluzinationen leidet zu einem Arzt gebracht. Gestern in der Nacht waren wir noch laenger bei ihr. Wir haben bei Kerzenschein gebetet und geredet, ich hab ihr vom Engel Rafael im Buch Tobit erzaehlt. Sie hat sehr viel Angst, ihre Mutter hat sie und ihre Geschwister vor gut einem Jahr verlassen, kein Wunder, dass sie sich seitdem alleine gelassen fuehlt. Wir haben ihr eine Bibel geschenkt, damit sie unter anderem von dem Engel hoeren kann, der den jungen Tobias auf seinen schwerem Gang begleitet und beschuetzt.

Dann sind wir nach Candelaria gefahren, einem kleinen Dorf im Campo. Dort war ein Abschlusstest von einem Schneiderkurs, wir haben Stoff, Faden und Reisverschluss mitgenommen und sie haben dann auf Singer Maschinen Roecke genaeht, an Regina haben sie Mass genomen. Ganz fix haben wir nachher Huhn Creollo (zaeh aber viel mehr geschmack als Industriehuehner), Reis, Yuca und Chicha bekommen. Am Rueckweg schnell zu Sonya und dem kleinen Rubén, Medikamente vorbeibringen, Baustelle besichtigen, Regina hat sich auch verabschiedet, denn jetzt gerade sitzt sie schon in der Flota nach Santa Cruz. Von Haeuser fuer Abuelitas herrichten ueber Marschieren am Nationalfeiertag in Chiquitanotracht bis Krankenbesuche, Tanzen, etc hat sie hier alles gemacht und erlebt. Fragt sie ruhig aus, wenn ihr sie auf der strasse vorbei gehen seht.

Anschliessend kurze Nachmittagsrast…aus der fuer uns beide nichts wird. Dina ist gerade fuenf Minuten zu Hause, da kommen schon Leute zu ihr um ihr von ihren Problemen zu erzaehlen, ich hingegen uebersetze und schreibe fuer Padre Jesus etwas am Computer, denn er hat sich ein spezielles abschiedsgeschenk fuer Regina ausgedacht. Dann gehts gleich weite zum Plan Regulador, der uns die Baugenehmigung ueberreicht, Zement organisieren, noch ein paar andere Bersorgungen und nach der Vesper bringen wir schon Regina und Michael zur Flota. Dann schnell ins Geschaeft: Fuer Maria del Carmen, dem geschwaechten Maedchen (siehe oben) kaufen wir Pulvermilch, Kakao, Haferflocken und Mehl, sie ist so duenn und muss sich staerken. Wir bringen es ihr vorbei.


Dann weiter zu Eva und ihrer Familie. Eva hat sehr schwere Rheuma, zu acht leben sie in einem Zimmer. Ihr Mann ist Maurer, er ist einer der 5 Maurer, die wir fuer unsere Baustelle engagiert haben. Ihre 12 jaehrige Tochter ist von zu Hause fortgelaufen, ist aber zum Glueck wieder da. Wir nehmen die Tochter gleich mit und fahren zu einem Spielplatz. Auf der Schaukel trinken wir Cola, essen Schokolade, und singen so dahin. Am Anfang ist sie ganz schuechtern, dann aber faengt sie an mitzusingen. Wir bringen sie zurueck nach Hause und setzten uns mit den Eltern zusammen. Eva stillt ihr juengstes Kind, hat aber keine Milch, dabei ist sie noch gar nicht so alt. Wir schicken ihren aeltesten Sohn Milchpulver kaufen. Ihr Mann faengt gleich zu erzaehlen an, unterbrochen von Husten, denn er ist etwa verkuehlt: “Mira Hermano…, Schau Hermano Ruben, ihr habt uns vor einem Jahr das Grundstueck gegeben, und wir muessen umbedingt noch vor der Regenzeit bauen, koenntet ihr nicht das Material kaufen, denn ich hab das Geld nicht, und dann zieht ihr das nach und nach von meinem Lohn ab? Am abend und am Samstag kann ich uns dann ein Haus bauen, Padre Anders hat uns schon Sand und Steine besorgt…” So machen wir einen Plan, wie wir das Haus irgendwie ermoeglichen koennen…Eva stillt…5 Kinder kommen ins Zimmer und legen sich auf Bett, spielen und lachen…ein Chulupi saust vorbei (grosse Kakerlaken)….eine bolivianische Idylle.

mit reichen Segenswuenschen

verabschiedet sich euer

Schrubem

PS: Nicht nur fuer Eva und ihre Familie fehlt es am noetigsten: Lebensmittel und ein eigenes kleines Haus. Ich bin so dankbar fuer eure Grosszuegigkeit und moechte noch einmal um eure hilfe bitten. Padrinos, Paten fuer die Kinder werden ganz dringend gesucht, um 100 Dollar im Jahr kann ein Kind in das Projekt FUC aufgenommen werden und Schulbesuch etc…ist gesichert. Und wenn wir zumindest einer Familie ein kleines Haus bauen koennten, waere dass ein grosser Traum der fuer eine Familie (10 bis 15 Personen im Schnitt)in erfuellung geht.

Ruben Weyringer Madres Abandonadas - Bolivien
Kontonr.: 1257740
Bankleitzahl: 35121
Bank: RB Neumarkt

Kennwort: Casas

Keine Kommentare: