Pastorale Abenteur in Bolivien- Rupertusblatt Artikel

Eine Gute Zusammenfassung unserer Arbeit in Bolivien in der Salzburger Kirchenzeitung Rupertusblatt: Pastorale Abenteur in Bolivien: Wie soll ich mein Kind gut ernähren

Donnerstag, 6. März 2008

V. Wo die Wilden Aymara wohnen

Nach diesen abenteuerlichen Tagen in La Paz hab ich mir ein Mikro geschnappt, und mit dem Rucksack auf den Knien gings los.
In El Alto haben sie noch ein Sofa mit zwei Polstersesseln auf den VW Bus geschnallt, und dann drei Stunden schoene Fahrt mit der beeindrucken Cordilera Real (Schneebedeckte Berggipfel) an der Seite. Ich hab einen netten Expiloten kennengelernt, der mir viel erzaehlt hat ueber den oekonomischen Niedergang des Landes und dem politischen Aufstieg der linken, die so links sind, das sie sehr weit rechts wieder rauskommen, da werden Sozialisten schnell zu sehr nationalen Sozialisten („Die Erde ist rund“ hat meinem Pilotenfreund einmal ein alter Guirillakaempfer erzaehlt, „geht man zu weit nach links, kommt man rechts wieder raus“), Geschichten von Korruption und Dummheit sondergleichen. Noch mehr interessiert hat mich aber, dass es in den Cordileren ein Gebiet gibt, in das sich keiner heineintraut, denn noch nie ist wer lebend reausgekommen, der kein Aymara war. Ihr Land ist Heilig, und wer es betritt entweiht es und muss sterben (so hat er mir es erzaehlt). So ein Tal fehlt in Oesterreich, ein weisser Fleck mitten im Land wo noch Wilde leben, oder gibt es doch eines?

Wieviel an dieser Geschichte dran ist, kann ich nciht sagen, dass manche Aymara sehr wild sind ist aber offensichtlich. Vor einem Monat und ein bischen, als gerade die Proteste gegen die Neue Verfassung angefangen haben, haben sie in einem Dorf die Strassenhudne eingefangen, haben ihnen die Namen der Tieflandpolitiker gegeben (zB Rubèn Costa, der Landeshauptmann von Santa Cruz) und dann haben sie die armen Hunde vor laufender Kamera gekoepft. Da war aber auch hier ein grosser Skandal. Die Leute die ich aber persoenlich kennengelernt habe, besonders in La Paz, sind sehr ruhige und zuvorkommende Menschen. Wie meistens sind diese wilden Leute wohl kleine Gruppen, die aber ein ganzes Land ins verderben reissen koennen mit guter Rhetorik und guten Feindbildern (das waeren dann, so leid es mir tut, WIR).

Von Copacabana hab ich euch in meinem Weihnachtsgruss schon erzaehlt. Ein kleiner Ort, mit einer grossen Kirche, vielen Touristen und wunderschoener Landschaft. Es hat so gut getan, echte Touristen zu treffen, mit denen man ein bischen reflektieren kann ueber seine Erfahrungen. Interessant war es zum Beispiel mit einer Hollenderin, die als Volutnaerin in einem MAS (Movimiento al Socialismo, die fuerhende, ultra Linke Partei) Gebiet in einem MAS Haushalt gelebt hat. Die hat mir ganz andere Geschichten erzaehlt. Eben das der Evo Morales den Oligarchen mal die Grenzen aufzeigt und den Armen hilft und dem Westen die Stirn bietet (die armen US Amerikaern leiden zum Beispiel sehr darunter, das sie jetzt 100 Dollar fuer die Einreise zahlen muessen. Dass dabei der Tourismus eingeht zaehlt nicht soviel wie ein sinnloser symbolischer Akt. in der Chiquitania ist der Tourismus zb. voellig eingebrochen. In Concepcion, dass angewiesen ist auf den Tourismus, ist der Tourismus im letzten Jahr um 60% zurueckgegagnen). Ich glaube sogar, dass diese blonde und grosse Hollaenderin recht hat, das Problem ist eben, welchen Armen Evo hilft. Das sind seine Armen, da sind die Hochlaender denen geholfen wird (und da bei weitem nicht allen). So ein Held ist er nicht fuer das ganze Land. Das Tiefland, die Haelfte des Landes, bleibt auf der Strecke.

Vom Sonnenuntergang am Kalvarienberg und von meinem Sonnenbrand auf der Isla del Sol wisst ihr schon. Lamas und Flamingos gibt es hier und man isst viel Fisch. Auch das hat gut getan.

Um mein Visum zu erneuern musste ich dann kurz nach Peru. Ich bin an einem Grenzuebergang rein, und am anderen wieder raus. In Desaguadero, auf der Wiedereinreise, wurde ich von einem Rikscha ueber die Grenze gefahren, das war sehr nobel. Der Genzbeamte war sehr nett. Er hat gesagt, er kann mir nur einen Stempel fuer dreissig Tage geben, ich hab ihn aber gesagt das ich nicht zum Migrationsbuero kann, da hat er mich kurz angeschaut, ich war ihm sympatisch und er hat mir drei mal den Pass abgestempelt. Das war glaub ich auch eine Art bestechung.

Auf dem Rueckweg bin ich in Tiwanaku ausgestiegen. In der Einoede liegen diese grossen und bedeutenden Tempelanlagen. Ich musste drei Kilometer die Strasse runter, Staub im Gesicht heisse Sonne im Genick. Das erste mal in meinem leben bin ich mir wie ein echter Tramper vorgekommen, hart aber schoen, ein einsamer Jaeger. Die Ruinen sind sehr beeindruckend. Auch davon hab ich schon berichtet in meinen Weihnachtsgruessen.

Von Tiwanaku bin ich dann auf den schnellsten weg zurueck nach La Paz, Santa Cruz, San Ignacio, eine sehr lange fahrt. Von La Paz nach Santa Cruz hab ich den hintersten Platz neben einer nicht funktionierenden Toilette mit nicht schliessenden Tueren gehabt. In Santa Cruz ist die letzte Flota um 16:00 statt um 20:00 gefahren, mit angekuendigtem mehrtaegigem Fahrstopp nachher(Strassenblockaden), ich habe den Bus noch erwischt. Mit vielen Stunden verspaetung (fast unpassierbarer Weg) war ich wieder in San Ignacio. Ein bischen gescheiter und ein bischen roeter im Gesicht (die Isla del Sol hat mich gepraegt)!

Liebe Freunde und Bekannte, bis zum naechsten mal. Haltet mich auf dem laufenden was in Oesterreich und in euren Leben passiert!

So verbleibe ich und wuensche euch ein gutes, gesegnetes Jahr 2008
Euer
Ruben

PS: endlich hab ich Zeit gefunden die Miss Bolivia zu treffen

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